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ELGA kommt in Kärnten an – eine neue medizinische Zeitrechnung beginnt
Bis Ende des Jahres 2016 sollen alle öffentlichen Spitäler in Kärnten ELGA anwenden. Nach der AUVA startet nun das LKH Villach mit der elektronischen Gesundheitsakte. Die Details wurden heute, Montag, von Kärntens Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner, ELGA-Geschäftsführerin Susanne Herbek, ELGA-Projektleiter in Kärnten, Hannes Steinberger und dem kaufmännischen Direktor des LKH Villach, Wolfgang Deutz, im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologie-Befunde, in weiterer Folge auch verschriebene Medikamente, die sogenannte e-Medikation. Das alles ist Teil der elektronischen Gesundheitsakte ELGA, die nach Plan mit 18. Juli 2016 im LKH Villach mit der Einführung starten soll. „Die elektronische Gesundheitsakte ELGA bringt den Patientinnen und Patienten aber auch den Ärztinnen und Ärzten im Rahmen einer integrierten Gesundheitsversorgung große Vorteile“, sagte Prettner. „Die behandelnde Ärztin bzw. der behandelnde Arzt kann schnell auf die Krankengeschichte der Patientin oder des Patienten zugreifen. Das ist vor allem in medizinischen Notfällen von Vorteil.“ Speziell bei älteren und multimorbiden Menschen aber auch generell lassen sich unnötige Doppeluntersuchungen so vermeiden. Das erspart den Patientinnen und Patienten, zum Beispiel bei einem Röntgen, die Strahlenbelastung, und wirkt sich zusätzlich positiv auf die Kostenstruktur des Gesundheitswesens aus. Mit der sogenannten e-Medikation sollen künftig in ELGA auch alle verordneten und in der Apotheke abgegebenen Medikamente ein Jahr für den Patienten selbst bzw. für Behandler verfügbar sein. Auch nicht verschreibungspflichtige jedoch wechselwirkungsrelevante Arzneimittel – sogenannte OTC-Medikamente (Over-The-Counter-Medikamente) können in die e-Medikationsliste eingetragen werden. „Immer wieder kommt es vor, dass vor allem ältere Patientinnen und Patienten Medikamente einnehmen, die von unterschiedlichen Ärztinnen bzw. Ärzten verschrieben wurden, und die ungewollte Wechselwirkungen oder einen ähnlichen oder sogar gleichen Wirkungsbereich haben,“ so Deutz, der gleichzeitig allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die perfekte Vorbereitung dankt.
Hannes Steinberger führte ELGA im Auftrag des Landes und des Gesundheitsfonds in Kärnten ein und organisiert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Krankenanstalten. „Die größte Herausforderung war es, die Technik und die Organisation der verschiedenen Krankenhäuser Kärntens gemeinsam in eine übergeordnete Struktur zu bringen“, berichtet er. Tatsächlich verändert ELGA durch die bestmögliche Integration in die bestehenden Krankenhausinformationssysteme die Abläufe für Ärzte und Pflegepersonal kaum. „So gut wie alles läuft im Hintergrund ab“, erklärt Michael Pinter, der im LKH Villach für die Umsetzung sorgt.
Ein weiterer großer Vorteil: Jede Patientin bzw. jeder Patient hat nun Zugang zu den eigenen Diagnosen und Befunden. „Über das ELGA-Portal können sämtliche Gesundheitsdaten zeit- und ortsunabhängig aufgerufen, ausgedruckt und gespeichert werden“, ergänzt Herbek. „Und nicht nur das: Man kann Teile von ELGA, zum Beispiel alle oder nur ausgewählte Befunde oder die gesamte e-Medikationsliste, „unsichtbar“ stellen oder sich gänzlich davon abmelden.“
Zeitgerecht wurde auch die ELGA Ombudsstelle bei der Patientenanwaltschaft des Landes Kärnten eingerichtet, die zusätzlich zur telefonischen ELGA-Serviceline und den Informationsportalen im Internet als zentrale Anlaufstelle bei Fragen und Anliegen zur Verfügung steht. Patientenanwältin Angelika Schiwek: „Wir dienen als direkter Kontaktpartner und Informationsdrehscheibe rund um die elektronische Gesundheitsakte und stehen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung“. Steinberger: „Ich werde immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie sicher ELGA ist. Ich kann jedem versichern, dass Sicherheit und Datenschutz oberste Priorität haben. Es gelten die höchsten Sicherheitsstandards, die auch laufend weiterentwickelt werden.“ Eine Funktion aus diesem Bereich ist zum Beispiel, dass jede Patientin und jeder Patient genau nachvollziehen kann, wer, wann auf welche seiner Daten zugegriffen hat.
Zugreifen dürfen übrigens nur behandelnde Gesundheitseinrichtungen wie z. B. Ärztinnen bzw. Ärzte, Pflegeeinrichtungen oder zum Beispiel Laboratorien. Diese können standardmäßig bis zu 28 Tage nach Stecken der e-card in der Ordination oder nach Entlassung im Spital auf die Gesundheitsdaten ihrer Patientinnen und Patienten zugreifen.. „Keine Berechtigung haben Amts- oder Betriebsärzte und staatliche oder private Versicherungen“, stellt Steinberger klar und betont: „Bei missbräuchlicher Verwendung drohen sehr hohe Strafen.“ „Die elektronische Gesundheitsakte bietet insofern die bestmögliche und zeitnahe Information für die behandelnden Ärztinnen bzw. Ärzte und garantiert, dass die Patientinnen bzw. Patienten dadurch optimal betreut werden können“, so Steinberger.
Bereits seit Herbst letzten Jahres werden umfangreiche Tests in unterschiedlichen Systemen durchgeführt, um sicherzugehen, dass bei der Live-Schaltung alles reibungslos funktioniert. „Wir haben uns mit dem Österreichischen ELGA-Team den Nutzen und die erweiterten Risiken genauestens angesehen“, so Steinberger. Abnahmeprozesse laufen bis unmittelbar vor den Start. Neben umfangreichen Schulungen gibt es vor und nach der Inbetriebsetzung nochmals gesonderte Unterstützung der Mitarbeiter vor Ort. Nach einer Konsolidierungsphase folgen die restlichen öffentlichen Spitäler in Kärnten.
Die zielgerichtete Umsetzung für den Spitalsbereich sei Dank der vorbildlichen Arbeit des ELGA Teams und entsprechender Vorbereitung der anwendenden MitarbeiterInnen gesichert, betont Prettner. „Im kommenden Jahr soll der niedergelassene Bereich im Anschluss an ELGA folgen und hier gibt es offensichtlich noch enorme Wissenslücken, auch bei der Standesvertretung. Daher bieten wir seitens des ELGA Projektteams gerne unsere Unterstützung an und werden eine Informationsveranstaltung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte organisieren, um transparent alle Informationen aus erster Hand weitervermitteln zu können“, kündigt Prettner an.
Daten und Fakten - ELGA auf einen Blick
Die elektronische Gesundheitsakte ELGA ist ein gemeinsames Projekt des Bundes, des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherer und der neun Bundesländer. Das Land Kärnten gibt den Auftrag zu Errichtung der ELGA, die Vorbereitung und Errichtung der ELGA-Bereiche wird aus eigenen Mitteln des Gesundheitsfonds finanziert.
ELGA ist ein Informationssystem, das behandelnden Ärzten, Spitälern, Pflegeeinrichtungen sowie Apotheken den Zugang zu Gesundheitsdaten wie etwa Befunde erleichtert. ELGA vernetzt die Daten und stellt sie über eine Verlinkung („Verweis“) elektronisch zur Verfügung. Die ELGA-Funktion e-Medikation ist ist eine Datenbank, in der von Ärztinnen und Ärzten verordnete bzw. von Apotheken abgegebene Medikamente und wechselwirkungsrelevante, nicht-rezeptpflichtige Arzneimittel gespeichert werden. Diese wird zentral im Verantwortungsbereich der Sozialversicherung gespeichert.
Jede Bürgerin bzw. jeder Bürger nimmt automatisch an ELGA teil. Diese gelangen über das Zugangsportal www.gesundheit.gv.at mit Handysignatur oder Bürgerkarte in die eigene elektronische Gesundheitsakte . Hier können die eigenen Gesundheitsdaten (Entlassungsbriefe, Labor- und Röntgenbefunde sowie Medikationen) eingesehen, ausgedruckt oder am Computer abgespeichert oder auch die Zugriffrechte definiert werden. Wer nicht von ELGA Gebrauch machen möchte, kann einen Widerspruch elektronisch („Opt-out“) im Wege des ELGA-Portals oder schriftlich bei der ELGA-Widerspruchstelle bekannt geben. Der Widerspruch kann auch nur Teile von ELGA, z. Bsp. die e-Medikation, oder e-Befunde, betreffen und jederzeit rückgängig gemacht werden.
Für Fragen wurde die ELGA-Serviceline unter der Telefonnummer 050 124 4411 eingerichtet. Kompetente Ansprechpartner stehen von Montag bis Freitag von 7.00 bis 19.00 zur Verfügung. Außerdem sind weitere Informationen online auf www.gesundheit.gv.at (Zugang ELGA-Portal) oder unter www.elga.gv.at zu finden.
Der Zeitplan für Kärnten:
Die ersten Vorbereitungen für ELGA begannen bereits 2008. Insgesamt startete ELGA in Österreich im Dezember 2015 mit den Spitälern in Wien. Auch die öffentlichen Spitäler in der Steiermark und die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt führten ELGA bereits ein.
In Kärnten sollen bis Ende 2016 alle öffentlichen Spitäler starten. Das sind neben den KABEG-Häusern (Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, die LKH Villach, Wolfsberg, Laas und die Gailtal-Klink), die Krankenhäuser in Friesach, St. Veit, Waiern, De la Tour, das Krankenhaus der Elisabethinen und das KH Spittal/Drau.
Ab 2017 folgen Pflegeinrichtungen, Reha-Zentren, Labor- und Radiologie-Institute, private Spitäler/Sanatorien sowie Kassenärzte.
ELGA wächst: So wie auch der ELGA-Start schrittweise erfolgt, wird auch die elektronische Gesundheitsakte selbst langsam „wachsen“. Zunächst werden nur Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde der Spitäler verfügbar sein. Erst in einem weiteren Schritt werden auch Medikamente abrufbar sein.